Lebst du?

Ganz entspannt sitzt du da, hast dein Lächeln aufgesetzt.
Dein Gesicht sagt: Alles klar! Es gibt nichts, was dich verletzt.
Dein Erfolg ist dein Rezept, du vertraust nur dir allein.
Bei Problemen schaust du weg, denn so geht Glücklich-Sein!
Wenn man dich fragt, dann geht’s dir gut,
weil du nicht weißt, was du vermisst.
Und du erzählst, was du erreichst,
was du besitzt und was dir wirklich wichtig ist.

Aber lebst du? Sag mir, lebst du eigentlich?
Oder verwaltest du die Zeit, die dir hier noch bleibt?
Überlebst du? Mann, warum, begreifst du nicht,
dass das Leben, das du spielst, dem Leben widerspricht?

Deine Meinung ist neutral, du hast alles selbst im Griff.
Was andre tun ist dir egal, bleibst Kapitän auf deinem Schiff.
Dich wirft nie `was aus der Bahn,
Zufriedenheit bei jedem Schritt.
Du lässt niemand an dich ran,
weil nur du selbst dich übertriffst.
Wenn man dich sieht ist man beeindruckt,
weil man denkt: Du bist perfekt!
Doch man sieht nur diese Hülle,
die dich schützt, und hinter der du dich versteckst!

Aber lebst du? Sag mir, lebst du eigentlich?
Oder verwaltest du die Zeit, die dir hier noch bleibt?
Überlebst du? Mann, warum, begreifst du nicht,
dass das Leben, das du spielst, dem Leben widerspricht?

Glaubst du wirklich,
dass du dir das Leben selber basteln kannst?
Glaubst du wirklich, dass das geht?
Glaubst du wirklich,
wenn dein Leben aufhört ist es auch vorbei?
Dass Sterben keiner überlebt?
Träumst du weiter von Vollkommenheit
in deiner kleinen Welt?
Lässt du alle Fenster zu?
Merkst du nicht,
dass auch dein Lebensbauwerk irgendwann zerfällt?
Und zerfällst damit auch du?

Aber lebst du? Sag mir, lebst du eigentlich?
Oder verwaltest du die Zeit, die dir hier noch bleibt?
Überlebst du? Mann, warum, begreifst du nicht,
dass das Leben, das du spielst, dem Leben widerspricht?

T+M: Stefan Mergenthaler - 2005

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